UMS Seidel ST 7-250 Restauration
Vor einiger Zeit erhielten wir eine sehr besorgte E-Mail eines Kunden, ob es denn möglich sei, verbogene Zylinder oder ähnliches wieder in Standzusetzen.
OH-HA, was ist da denn Passiert?!
Ein sehr langes Telefonat folgte daraufhin, wo sich herausstellte, das der Motor leider senkrecht in den Erdboden gesteckt worden ist.
(Wenn die Empfangsanlage ihren Dienst quittiert, kann so etwas leider schonmal passieren)
Also lange Rede-kurzer Sinn, der Seidel bei uns angekommen, und schonmal grob den Schmutz und noch etwas Erde entfernt
Bei genauerer Begutachtung von außen stellen wir folgendes fest:
⮞ Motor von außen total verwittert/dreckig und ungepflegt.
⮞ Alle Zylinder nach hinten verbogen/weggekippt.
⮞ Verbogene Stösselstangen.
⮞ Zylinderköpfe, Kurbel und Nockengehäuse stark verkratzt.
Im nächsten Schritt wird der Stern nach und nach in seine Einzelteile zerlegt. Mal schauen, was uns da noch so alles erwartet.
ja, uns erwartet doch noch einiges:
Kennt ihr diesen Geruch, wenn man ein fast 20 Jahre stehendes altes Moped aus irgendeiner Scheune ausgräbt?
Dieser Muffig, Schimmlige alte Ölgeruch?
Genauso roch der Motor von innen.
Desweiterem wurde noch folgendes festgestellt:
⮞ Öl-verharztes Kurbelgehäuse
⮞ Beschädigtes Kurbelwellenlager
⮞ Festsitzende Pleuellager
⮞ Kurbelwelle ca. 4mm verzogen/krumm
Wir zerlegen weiter:
So, nun haben wir soweit zerlegt, um die Einzelnen Mechanischen Bauteile weiter Begutachten zu können:
⮞ Nockenfett total eingetrocknet und zäh.
⮞ Bei allen Zylinderköpfen starke Verkokungen.
⮞ Einige Ventile im oberen Bereich abgebrochen.
⮞ Alle Lager defekt.
Nachdem alle Lager ausgepresst sind, beginnt die Restauration.
Angemerkt sei, die Kolbenringe sind an sich noch gut, d.h diese werden leicht aufgearbeitet und können weiter ihren Dienst verrichten.
⮞ Jetzt muss alles erstmal gereinigt (Ultraschall) und entfettet werden.
⮞ Lagersitze nacharbeiten
⮞ Zylinderköpfe reinigen (alle Ventile ausbauen)
⮞ Schleifen und polieren aller mechanischen Bauteile.
⮞ usw.
Man kann ganz gut den Unterschied erkennen, von vorher zu nachher.
Desweiterem wird auf Kundenwunsch die Zylinder geschwärzt.
(Spezielle Beschichtung ,welche bei sehr hohen Temp. eingebrannt wird)
Da ja am Anfang krumme/abgekippte Zylinder festgestellt worden war, muss man sagen, das der Kunde sehr großes Glück gehabt hat.
Alle Zylinder sind gerade, lediglich die Klemmschellen am Zylinderfuß hat es verbogen. Diese alten, verbogenen Schellen landen sofort im Schrott und werden durch neue ersetzt.
alle Bauteile, sowie Baugruppen des Motors sind nun wieder instandgesetzt.
Im nächsten Schritt wird das Nockengehäuse/Nockentrommel wieder zusammengesetzt:
⮞ Richten der Kurbelwelle
⮞ Einbau komplett neuer Lager
⮞ Neues Nockenfett
⮞ Einstellen der Steuerzeiten
⮞ Neu abdichten
Jetzt, wo die Nockentrommel schonmal zusammen ist, fangen wir an, die einzelnen Zylinder auf das Kurbelgehäuse (Zylinderkäfig) zu montieren.
Alles wird komplett neu mit Hochtemp. beständigem Dichtsilicon abgedichtet. Die Ansaugrohre bekommen auch neue, originale Dichtringe. Alle Überwurf und Befestigungsmuttern werden durch neue ersetzt.
Die Gewinde in den Sacklöchern im Kurbelgehäuse mussten alle nachgeschnitten werden.
Alle M4er Zylinderschrauben sowie die Gehäuseschrauben werden komplett gegen neue ersetzt.
⮞ Montage der Nockentrommel, sowie hinterer Gehäusedeckel.
⮞ Einsetzen der Stössel und Stösselstangen
⮞ Einstellen des Ventilspiels auf 0,1mm
⮞ Anbau von Vergaser
⮞ Anbau und neu Positionierung der Zündung/Hallsensor.
(Neue Rainbowtronic Zündung)
Der Vergaser ist anschließend nochmal demontiert worden, um eine Choke-Klappe nachzurüsten, sowie andere Anlenk-Hebel.
Desweiterem haben wir noch eine neue, und zum Motor passende Scale Propellerdruckscheibe gefertigt.
Leider können wir nicht jeden einzelnen Arbeitsschritt per Bilder und so festhalten. Aber wir denken, einen recht guten Einblick in die Restauration des Seidels gegeben zu haben.
Weiter unten, Bilder vom fertigen Motor und natürlich die ersten Probeläufe auf unserem Prüfstand.
Und hier die Soundprobe: